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auheim 5000

auheim 5000

14 | 03 | 2006 | 6.Grossauheimer Kleinkunstabend

Setzen  Ihr Leut, Ihr hattet einen schönen Abend. Doch jetzt heißt es: tapfer sein. Denn ich komme mit einer sehr traurigen Botschaft. Die 1200-Jahrfeier fällt aus. Alles ein Irrtum.
Warum?
Umtriebige Hanauer Wissenschaftler haben neue Forschungen angestellt und herausgefunden:
Der Lorscher Kodex ist eine Fälschung. Ihnen ist sicher auch schon aufgefallen, daß man das Dokument kaum entziffern kann. Kein Wunder: Denn es ist mit alt-chinesischen Schriftzeichen geschrieben! Das Papier stammt aus dem kleinen Pekinesischen Stadtteil Hao-Haim (3,2 Millionen Einwohner) und wurde vom dortigen Ortsvorsteher entworfen.
Irgend jemand brachte das unleserliche Dokument dann zu uns an den Main und hat damit die Lokalhistoriker verwirrt und auf eine falsche Fährte geführt. Vielleicht war es Dschingis Khan, vielleicht Marco Polo, vielleicht ein Austauschschüler der Lindenauschule? - Wir wissen es nicht.
Der Lorscher Kodex ist ungültig. Nix ist mit AUHEIM oder EWIGHEIM. - In China mag da jetzt ein Sack Reis umfallen, was dort keinen juckt. Aber uns Auheimern bricht die Vergangenheit weg.
Bleiben wir sachlich-nüchtern: Die Schriftzeichen bedeuten eben nicht: „Euuicheim“, sondern in Hochkantonesisch:
„Bitte nicht auf den Boden spucken“.
Gut, damit könnten wir reinlichen Großauheimer ja leben, aber:
Jetzt behaupten die fiesen Hanauer, daß es Auheim überhaupt nicht gibt. "Weil", so schließen sie messerscharf, "nicht sein kann, was nicht sein darf". (Morgenstern)
Das klingt erstmal gar nicht sooo schlimm, denn: Wenn es Großauheim nicht gäbe, dann gäbe es auch keine Bahnübergänge, keine Trockenbrunnen, keine Hanauer Eingemeindung…
Das bedeutet dann aber auch, wir selbst wären keine Auheimer, sondern Hanauer, Krotzeborscher oder Wolfgangster. Und das Jubiläum, unsere große Feier fällt aus. Und das wäre doch schaaade.
Doch Großauheimer wären nicht Großauheimer, wüßten sie keine Lösung!
Ich fand nach intensiver Forschung nicht nur einen Ausweg aus dem Dilemma, sondern sogar eine historische Sensation! - Also:
Ich fing ganz von vorne an und betrieb neues Quellenstudium.
Natürlich waren nur die seriösesten Stellen zulässig und anerkannt. (Sie können zuhause alles nachlesen, alles ist korrekt ermittelt und nachweisbar!)
Ich ließ mich zuerst ins Internet fallen und ging dort zur offiziellen Website der Stadt Hanau. Auf www.hanau.de, der über jeden Zweifel erhabenen Hanauer Domäne im Internet, fand ich versteckt und in kleinstmöglicher Schrift in der dortigen historischen Zeittafel folgenden allerersten Eintrag:  ab 83 n. Chr. Bau des Limes und spätere Schaffung eines Überganges nach Germanien beim Neuwirtshaus.   
Bleiben Sie ruhig, bewahren Sie die Fassung! Lassen Sie sich diesen Satz mal im Großhirn zergehen! Natürlich sind Sie beim Wort "Übergang" aufgeschreckt. Schon damals verbrachten also unsere Urahnen ihr halbes Leben vor geschlossenen Schranken. Aber es wäre zu einfach, meine Beweisführung an der ersten Erwähnung eines Großauheimer Überganges festzumachen.
Richten wir besser den Fokus auf: Das Jahr 83 nach Christus  und „Neuwirtshaus“! - Hier ist der Beweis: Großauheim ist demnach noch viel älter, als die Historiker uns bisher einreden wollten!
Das bedeutet also: ab 83 n.Chr. wurde hier am Main gesiedelt.
Allerdings ließ sich das nicht mit Dokumenten belegen. Ich forschte weiter und suchte in allen möglichen Archiven. Aber in keinem Kalenderium gibt es für das Jahr 83 n.Chr. irgendeine Eintragung.
Ich war am Verzweifeln. Und immer, wenn ich am Verzweifeln bin, besuche ich das Finanzamt in Hanau. Dort wurde ich auch fündig. Genauer gesagt fand ich das fehlende Dokument im Eingangskörbchen eines Sachbearbeiters. Unter der Rubrik: "Offene Steuerklärungen Großauheim Jahre Null bis 500" entdeckte ich eine uralte Handwerkerrechnung. Darin las ich die Notiz:
Loch am Limes gesucht un gefunne - 5 Stunne. - Heut genuch geschafft. Gehn ins Neuwirtshaus, 'n Schoppe petze. Unnerschrift: Karl und Schorsch, Iden des März, 116 n.Chr.
116 n.Chr.          
Die erste urkundlich nachgewiesene Erwähnung ist somit das Jahr 116! Das bedeutet für Jubiläum 2006: 2006 - 116 = 1890. Auheim ist 1890 Jahre alt. Toll. Hmmm. NaJa. Beachtlich, 1890, aber kein besonders runder Termin.
Was bedeutet das für unser Jubiläumsjahr, auf das wir uns so gefreut, auf das wir uns seit Jahren mit so viel Energie vorbereiten? Nichts Gutes. Denn wir brauchen ja etwas RUNDES. Eine 1890-Jahr-Feier? Ich bitte Sie: so ein schräger Geburtstag.
Das wäre es dann wohl gewesen mit der Feier. Aber keine Panik:  Großauheimer unterscheiden sich ja vom Rest der Menschheit durch die Fähigkeit, ganz weit über den Tellerrand, also in unserem Falle, den Main, hinausblicken und kreativ neue Wege finden zu können!
Am lächerlichen Kalender- und Jahreszahlenproblem mögen sich kleine Geister reiben, aber wir Auheimer doch nicht!
2006 julianisch Was ist denn schon der Julianische Kalender, also unsere sogenannte Christliche Zeitrechnung? Ein Nichts in der Menschheitsgeschichte!
1426 islamisch Während wir hier glauben, wir leben im Jahr 2006, wähnen sich unsere jungen islamischen Nachbarn im Jahr 1426. Die haben noch viel vor sich.
5766 jüdisch Und beide sind nix gegen Israel: Der jüdische Kalender verzeichnet heute das Jahr 5766. Mehr geht nicht.
Ja, es gab eine Reihe von Kalendern, die dem Prinzip unseres Julianischen Kalenders folgten. Weniger bekannt, aber von immenser historischer Bedeutung ist die früher weit verbreitete seleukidische Zeitrechnung. Sie wird seit dem Regierungsantritt des Herrschers Seleukos, 312 v. Chr., gezählt.
2316 seleukidisch Wir befinden uns also nach dem Seleukidischen Kalender im Jahre 2316.
"JA UND, ist doch auch nix Gescheites" - Werden die typischen Auheimer Skeptiker jetzt sagen - Ich werde Sie mit einer einfachen Rechnung zum Schweigen und zum Staunen bringen:
2316 minus 116 ist gleich: Na? 2200 !!!
Wir denken nicht nur multikulturell, sondern auch multikalendar und FLEXIBEL. Großauheim wird in diesem Jahr also 2200 Jahre alt.
Da haben wir nicht nur noch mal nur Glück gehabt, sondern Großauheim ist älter als alle anderen Käffer weit und breit. Da sind Sie platt! Das sind eigentlich schon genug Gründe für Sie, sich an diesem Abend so richtig gut fühlen zu können.
Aber es kommt noch doller. Ich versprach eine Sensation und hier kommt sie!
Sind hier Spessartsträßler anwesend? Dann jetzt besonders gut aufgepasst! Bei Probebohrungen zur Vorbereitung der SpessartstraßenSanierung haben Bauarbeiter im Januar einen geheimnisvollen Fund gemacht: Ich habe ihn mitgebracht, Sie dürfen ihn am Ende der Veranstaltung gerne mal genauer betrachten!
Es handelt sich hier um einen versteinerten Baumstamm aus dem Jahr 2800 v.Chr. Bemerkenswert ist seine mysteriöse rot-weisse Farbgebung. Selbst die größten Wissenschaftler konnten das Rätsel bisher nicht lösen. Hätte man einen Großauheimer gefragt, wäre gleich alles klar gewesen. Aber uns fragt ja keiner.
2200 + 2800 = 5000 Dies ist nämlich der Beweis, daß es in Großauheim seit über 5000 Jahren Bahnübergänge gibt. Zumindest nach gefühlter Zeit. Wir Großauheimer sind also seit 5000 Jahren beschränkt. Aber im Gegensatz zu allen Anderen gehen bei uns die Schranken immer wieder hoch. Das ist doch ein guter Grund, AUHEIM 5000 zu Feiern!


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