Reiseberichte für völlig Weckgetretene
Manche schreiben Reisebücher nach dem Motto: Ich bin dann mal weg. Die können im Grunde nichts berichten, meint Reiseautor Hans-Jürgen Lenhart, da sie ja nun mal weg sind. Er dagegen ist dann mal wieder da und nur deshalb kann erfahren, was er auf Reisen bisher so erlebt hat. Warum aber der „Weck“ und nicht der „Weg“ das Ziel allen Reisen sein soll, erfährt man wohl nur, wenn man sich zu dieser mit vielen Bildern angereicherten Lesung begibt und sich von Lenharts Abenteuern umgarnen lässt. Unterstützt wird er dabei von seinem langjährigen Weckgefährten Jürgen Weiß. Der weckselt die Bilder und weckt die Zuhörer mit Tönen auf, die Erweckungscharakter haben.
Dass bei diesem Umgarnen so manches Seemannsgarn dabei sein könnte, lässt der Titel zwar erahnen, aber Lenhart betont, seine Schilderungen basieren alle auf selbst Erlebtem und Beobachtetem. Thema ist also die persönliche Sichtweise anderer Nationen. Dabei wird so manches Klischee zurechtgerückt, insbesondere über eines der Lieblingsreiseziele der Deutschen, nämlich Irland. „Die Iren wirken manchmal so irisch, weil wir das so gerne sehen wollen“, meint der Autor. „Fast jeder zweite Ire soll daher rothaarig sein, aber es gibt wohl mehr Iren mit Glatze als mit roten Haaren. Dann ist die Glatze wohl typischer.“ Richtig, deswegen tragen Iren ja auch typischerweise gerne Schiebermützen.
Umgekehrt weiß Lenhart nicht weniger Typisches über Engländer zu berichten, z. B. über ihre berüchtigte Kälteresistenz. Unverzichtbares also über die Seele der Briten, insbesondere für zukünftig dort Einreisende. Wir erfahren auch endlich die Wahrheit über den verbreitetsten englischen Satz „Mind the Gap!“ aus der Londoner U-Bahn und auch sonst spielt vieles im englischsprachigen Raum, wie Kanada und die USA. Hierbei werden wir darüber aufgeklärt, dass es dort am Gefährlichsten ist, wo man es am wenigsten vermutet und umgekehrt umgekehrt. Aber manches Erstaunliche kommt auch aus Südtirol, wo Lenhart seine Lieblingszeitung gefunden hat, in der über die unglaublichsten Dinge berichtet wird.
Lenharts Reiseberichte zeigen unterschiedliche Formen, was der besondere Reiz dieser Lesung sein dürfte. Mal Glosse, mal Lied, mal Gedicht, mal absurde Erzählung, mal Reisetagebuch, mal Bilderprojektion. Und bei letzterer mischt sich Kunst und Katastrophe, Kultur und Kalauer. „Vielleicht sollte man in der Erwartung einer ganz normalen Reisetagebuch-Lesung hingehen, dann ist die Überraschung größer“, meint Lenhart, der bei seinen bisherigen Programmen mit ständig wechselnden Rollen als Musiker, Moderator, Schriftsteller, Sprachspieler und vielem mehr überraschte. Man dürfte sich also nicht wundern, wenn er noch als Weck- und Brezelmann daher käme.
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