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st.jakobus

orgelmatinee

20 | 09 | 1998
Die erste und auch letzte Orgelmatinee in St.Jakobus?
Die Großauheimer Arbeitnehmer-Bewegung KAB lud während des Rochusmarktes zu einer Orgelmatinee in die wunderschöne und einzigartige katholische Barockkirche St.Jakobus ein. Unterstützt und gefördert vom Gewerbeverein, war diese Veranstaltung ein großer Erfolg. Annährend 100 Zuhörer lauschten  dem Spiel von Christoph Brückner, der die Oestreich-Orgel von St.Jakobus meisterhaft bediente. Zum „Wohlklang im Dreiklang von Wort, Musik und Raum“ trug Dr.Berthold Picard bei, der auf sehr interessante und humorvolle Art dem Publikum Wissenswertes zu Kirche und Orgel vortrug. Ziel von KAB und Gewerbeverein Großauheim war es, Orgelmusik als Alternative zum Rochusmarktprogramm vorzustellen und den Großauheimern und Besuchern des Rochusmarktes inmitten des Alltags und des bewegten Marktgeschehens einen Ort der Ruhe und Besinnung anzubieten.
Gelungene Beispiele einer solchen Verbindung findet man bereits in Rüsselsheim, Mainz, Aschaffenburg, Seligenstadt und Alzenau. Der Domorganist Albert Schönberger aus Mainz schreibt hierzu: „Orgelmusik außerhalb der Liturgie ist Teil des Kulturauftrages der Kirche. Eine Orgelmatinee kann den Zugang zum Kirchenraum auch jenen öffnen helfen, denen die Schwelle zum Gottesdienst zu hoch erscheint“.
In diesem Sinne und nach dem großen Erfolg der ersten Großauheimer Orgelmatinee war zum „Tag der Offenen Tür“ am 8.November ein weiteres Orgelkonzert geplant. Der junge Organist Christoph Brückner erarbeitete ein Musikprogramm, das Texte zu Allerheiligen und Allerseelen einbindet und an diesem Sonntagnachmittag vorgestellt werden sollte. Allerdings hat der Vorstand der katholischen Kirchengemeinde Bedenken zu einer gemeinschaftlichen Veranstaltung von christlicher Kirche und kommerziellem Gewerbeverein. So wird St.Jakobus für eine weitere Orgelmatinee am 8.November aus „internen Gründen“ nicht mehr zur Verfügung stehen. Dies ist sehr schade und ein wirklicher Verlust für die Freunde dieser Musik und das kulturelle Leben in Hanau. Es ist in letzter Zeit gerade in Hanau sehr viel über Sonntagsarbeit und Ladenöffnung diskutiert und sogar gestritten worden. Teilweise eskalierten die Meinungen von Gewerbetreibenden auf der einen und von Kirchenvertretern auf der anderen Seite. Man sollte sich den Argumenten beider Parteien nicht verschliessen und keinesfalls leichtfertig und oberflächlich urteilen. Sehr schwer jedoch ist es, Gründe für die Absage eines Orgelkonzertes zu finden. Gibt es eine Musik, die besser geeignet ist, um  mit ihr in unserer schnellebigen Zeit Ruhe und Ausgleich zu finden? Und ist hierbei nicht eine Kirche der ideale Raum für Innehalten und Besinnung? Eine Pfarrgemeinde hat nicht nur eine theologische Aufgabe zu erfüllen, sie sollte auch um weltliche Integration bemüht sein. Starre Grenzen trennen nur.
Schubladendenken fällt vielen leicht, sorgt aber nur für weiteres Unverständnis und zunehmende Abgrenzung voneinander. Die christlich-weltliche Geschichte kann hierzu viele Beispiele bieten. Es sollte zumindest uns hier in Großauheim möglich sein, miteinander zu reden und zu denken. Eine Orgelmatinee, die allen Beteiligten Freude bereitet hat, kann nur eine Fortsetzung erfahren. Wenn schon nicht im November, dann doch sicher  im Frühjahr. => zurück zur auswahl

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