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st.paul

kirchturmdenken

27 | 08 | 2001
Leserbrief zum Artikel:
„weder Kirchturmdenken noch eiliges Vorpreschen“ von Werner Kurz

Zum „Großauheimer Kirchturmdenken“
Da hat Werner Kurz aber den großen Rundumschlag ausgeteilt: hier gepikst und da gestachelt, da den Geist blitzen und dort die Provinz röhren lassen, um schließlich mit souveräner Wende auf die breite Versöhnungsgerade einzubiegen.
Vieles wurde angerissen, Großauheimer Kirchturmdenker und Meinungs-Narzisse an den Pranger gestellt. Beschämt traut man sich kaum mehr, sein Stimmchen zu erheben.
Ein Rest an Mut bleibt für ein paar Anmerkungen:
- Natürlich „irrt der Sprecher des Gewerbevereins“, wenn er das im Auheimer Museum präsentierte Gaul’sche Werk der Stadt Hanau eigentumsrechtlich abstreiten würde. Macht er aber nicht! August Gaul, der fast 20 Jahre in Großauheim lebte und auch immer wieder in seine Heimat zurückkehrte, hatte mit Hanau eben nichts am Hut. Warum auch?
(...wie weit her ist es eigentlich mit der Hanau-Verbundenheit der Grimm’schen Brüderhorde, die ja als noch schreibunkundige Kindlein ihren Geburtsort früh auf Nimmerwiedersehen verließen?)
- Ist eine Bemerkung noch „beiläufig“, die an unterschiedlichen Orten, zu verschiedenen Zeiten und in diversen Medien (Presse und Fernsehen) gemacht wird, auch wenn sie von unserer Oberbürgermeisterin stammt?
- Kurz-sichtig ist auch die Feststellung, daß das Großauheimer Museum an zwei Tagen der Woche geschlossen ist, während das Schloß Philippsruhe einen Tag mehr den Besuchermassen die Tore offen hält. Ja, wer hat denn hier das Sagen und die Öffnungsgewalt und könnte daran etwas ändern?
Die räumlichen Beschränkungen des Museums Großauheim und der dortigen Gaul-Ausstellung sind nicht unabänderlich. Es gilt, sich vor Ort aktiv um Ausbau und Erweiterung Gedanken zu machen. Möglichkeiten sind vorhanden, das Auheimer Museum noch attraktiver und großzügiger zu gestalten. Dazu bedarf es aber eines dezentralen Denkens der Stadt-Oberen.
Es ist müßig, die feuilletonistische ratio an herzbewegtem Lokalpatriotismus anzusetzen. Herr Kurz, Gnade! Ein wenig Sommertheater darf sein. Da werden viele Menschen angesprochen, tief bewegt und manchmal auch aktiviert. Ihr versöhnlicher Vorschlag, gemeinsam und sachlich über das  Werk August Gauls und seine angemessene Präsentation nachzudenken, ist der einzig richtige. Doch so souverän gestalten Sie ihren Artikel dann doch nicht. Gestehen Sie: es macht Spaß, nebenbei ein paar saftige Opfer in die Löwengrube zu schubsen. Aber Obacht: Die Kirchtürme der „Auheimer Denker“ sind nun mal die meßbar höchsten in Hanau. Sie sind nicht aus Elfenbein, sondern solide gemauert. Man kann von ihnen aus weit schauen. Und sie werfen gerade im Sommer besonders lange Schatten!

(Hanauer Anzeiger) => zurück zur auswahl

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