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Grenzstein

grenzstein auf dem rochusplatz

06 | 11 | 2001
Die Meldung: Seit einiger Zeit gibt es in Großauheim zwei Grenzsteine, die sich nicht mehr an ihren ursprünglichen Plätzen befinden. Einer ist in einem Pflanzbeet vor dem Großauheimer StadtLaden (Verwaltungsstelle) verborgen. Der andere, bisher im Museum Großauheim gelagert, wurde nun zum diesjährigen Rochusmarkt auf den Rochusplatz in Großauheim gesetzt.
Dies war eine Initiative der Gruppe „Profil Großauheim“, einem offenen Gesprächskreis Auheimer Bürger aus Politik, Gewerbe und Vereinen, der seit einigen Jahren aktiv ist und sich  um die Entwicklung und Gestaltung Großauheims Gedanken macht.
Hintergrund dieser auch vom Museum Großauheim unterstützten Aktion war es, der Großauheimer Bevölkerung an markanter Stelle ein historisches Denkmal aus unserer Geschichte nahezubringen.
Eine Informationstafel weist auf den ehemaligen Standort des Grenzsteins auf der Landesgrenze zwischen der Landgrafschaft Hanau und dem Kurfürstentum Mainz hin. Er markierte gleichzeitig die Gemarkungsgrenze von Großauheim zu Hanau. (Hanauer Wappen mit Sparren auf der einen, Mainzer Wappen mit Rad auf der gegenüberliegenden Grenzsteinseite).
Nun ist es mit uns bekennenden Großauheimern ja so, daß wir bei jeder Gelegenheit und mit großem Getöse auf das uns zugefügte Unrecht namens „kommunale Gebietsreform“ hinweisen. Unsere Enkel rollen genervt die Augen, wenn sie Reizworte wie: „Zwangseingemeindung“, „Auheimer Löwin“ und „seit einem Vierteljahrhundert in den Krallen Hanaus“ hören. Sie haben ja recht, unsere unter dem Hanauer Schwan geborenen Nachkommen. Wir alten Auheimer Aktivisten kleben stark an vergangenen Taten und früheren Geschichten.
Aber was jetzt passiert ist, verschlägt einem doch die Sprache. Sind etwa neue Zeiten angebrochen? Da wurde im Herzen der früheren Stadt Großauheim, auf dem Rochusplatz, ein Grenzstein verbuddelt. Völlig unbemerkt und still, scheinbar in einer Nacht- und Nebelaktion. Eine Tat, die früher mit Teeren, Federn, Verbannung und Schlimmerem bestraft wurde.
Wie war das möglich, so ganz ohne üblichen Rummel und Trara? Haben die Auheimer endlich dem hinhaltenden Widerstand entsagt und mit den Hanauern ihren Frieden gemacht? Auch aus dem Rathaus kam keine Reaktion: vielleicht glaubt das dortige Kommando ja grundsätzlich an das Gute in uns Großauheimern.
Doch wahrscheinlich hat’s bloß keiner gemerkt. Volkes Stimme behauptet ja inzwischen, der Monolith habe schon früher und überhaupt immer auf dem Rochusplatz gestanden. Am besten lassen wir die Sache mit dem Grenzstein weiter im Unklaren. Das macht sie geheimnisvoll, nebulös und vielleicht auch ein wenig gefährlich.
Ein Symbol der Abgrenzung mitten im größten Stadtteil: historisches Objekt oder aktuelles Freiheitszeichen? Wiegen wir die Herrscher im Hanauer Magistrat in Unsicherheit. Das hält sie Auheim-sensibel. Wir Großauheimer tun nämlich nichts. Wir wollen nur spielen... Aber kann man uns trauen? - Auheimer sind zwar rundum beschrankt, aber nicht beschränkt. Und vielleicht beißen wir ja doch einmal. Mer waas es net .... Deshalb, Ihr Hanauer, behandelt uns gut! => zurück zur auswahl

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