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Großauheim 1974

freiheit|freedom|liberté!

13 |04 | 1997
Mehr Freiheit für Großauheim
Stellen Sie sich vor: Sie möchten ein Bild aufhängen, und beim Einschlagen des Nagels zerbricht der Hammerstiel. Ärgerlich, aber kein Problem. Kaufen Sie sich eben beim freundlichen Großauheimer Einzelhandel einen neuen. So einfach geht das (wenn es Ihr Etat zuläßt). Was aber würden Sie sagen, wenn Sie für die nötige Anschaffung erst einen schriftlichen Antrag stellen müßten, über den ein vielköpfiger Rat aus Familienmitgliedern, Nachbarn und gänzlich Unbeteiligten zu entscheiden hat. Eine Versammlung, die darüber hinaus nur alle paar Wochen zusammenfindet. So was drückt die Motivation und lähmt die Aktivitäten. So bald nehmen Sie wohl keinen Hammer mehr in die Hand. Ähnlich geht es auch unserem Großauheimer Ortsbeirat. Seit 1974 lebt er im ständigen Frust der Bevormundung, selbst bei nichtigsten Entscheidungen das 0.K. von Magistrat undStadtverordnetenversammlung einholen zu müssen. Da kam schon mal die Stimmung auf, die Macht gehe zwar vom Volke aus, kehre aber nicht mehr zurück.
Der Wunsch nach Änderung der Zustände, regelmäßig vorgetragen von den verschiedenen politischen Gruppierungen, kam kurz vor den Kommunalwahlen wieder auf die Info-Tische der Parteien.
Doch diesmal soll es ernst werden! Eine Oberbürgermeisterin in Aufbruchsstimmung und ein vorwärtsorientierter Bürgermeister bilden zielbewußt und dynamisch die Speerspitze der neuen (alten) Bürger-Bewegung. Man hört von eigenem Ortsbeiratsbudget, unbürokratischen Entscheidungen vor Ort, Dezentralisierung der Verwaltung, sogar der Schlachtruf „macht Verwaltungsstellen zu Bürgerläden" erschüttert die lokalpolitische Landschaft.
Da muß den von uns gewählten Vertretern im Ortsbeirat ja das Herz aufgehen; jahrzehntealte Wünsche werden wahr! Aber ein wenig Mitleid mit den Volksvertretern ist angebracht. Die Damen und Herren werden wesentlich stärker gefordert. Mehr Rechte bedeuten auch mehr Verantwortung, mehr Arbeit. Vorbei die Zeiten, in denen die Stadtteilvertretung als kommunalpolitisches Feigenblatt an der Stadtverordneteneiche hing, von manchem gar hämisch als „Laienspielgruppe" bezeichnet.
Schluß nun mit dem Bitten um Anerkennung und Unterstützung durch die Hanauer Abgeordneten - jetzt gibt es nicht nur Ortsbei-Rat, sondern auch -Tat! Dies ist auch ein wichtiger Schritt, die wachsende Politikverdrossenheit einzudämmen. Gerade nach einer Kommunalwahl mit erschreckend niedriger Bürgerbeteiligung und auffallendem Desinteresse der jungen Wähler muß etwas passieren. Genug der Sonntagsreden.
Aufforderung zum Mitdenken, Ermutigung zum verantwortlichen Mitgestalten von Großauheim: Wirksame Gegenmittel wider eine um sich greifende „Zuschauerdemokratie" vom Fernsehsessel aus. Der Bürgerfrust über die Welt- und Bundespolitik entlädt sich in den bedauernswerten Kommunalwahlen. Der falsche Blitzableiter!
Der Gewerbeverein sieht seinen Slogan „Großauheim (er)lebenswert" nicht nur als eigene Werbeaussage, sondern setzt sich schon jetzt dafür ein, dieses Motto auch tatsächlich mit Leben zu füllen. Und das geht nur, wenn alle mitmachen! Also, liebe Großauheimer, nicht mehr nur zuschauen und abwarten, sondern mithelfen, Vorschläge machen, Interesse zeigen, wachsam sein!
Eine repräsentative Umfrage unter deutschen Jugendlichen nach deren erstrebten Werten ergab: „Eigene Fähigkeiten entfalten, sich gegen Bevormundung wehren, sich selbst verwirklichen, unabhängig, kritisch und durchsetzungsfähig sein, etwas leisten.“ Da paßt doch was zusammen, oder?
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