05 | 11 | 2000
24-mal schon gab es Rochusmarkt in Großauheim. Immer volkreich und erfolgreich. Immer gleich und immer wieder neu. Immer und ausschließlich initiiert und organisiert vom Großauheimer Gewerbeverein. Nur er ist verantwortlich für Planung und Ablauf und trägt natürlich auch die Kosten.
Aber für das nächste Jahr ist Großes geplant. Zum silbernen Jubiläum darf schon mal was ganz Besonderes erwartet werden. Da wird der Kassierer ruhiggestellt und ihm die Vereinsschatulle entwunden, Kleingeister und Bedenkenträger werden streng in die Ecken verwiesen. Profis müssen ran! Jede Hunderttausend-Seelen-Gemeinde hat ihren promovierten Wirtschaftsförderer, jedes mittlere Kaff gibt einem Marketing-Spezialisten und Action-Koordinator sein täglich Brot mit Sahnehäubchen und Sekretärin. Nur wir hier in Auheim leben zwar am Main, aber hinter den sieben Bergen. Da wurstelt noch immer ein Freizeit-Vorstand zum Nulltarif, schlägt sich mit Banalem, wie: Standort von Mülltonnen, Klohäuschen, dreimeterfuffzich Durchfahrtsbreite oder einem Bieranstich herum, anstatt sich um das Wesentliche, den Überbau, den EVENT zu kümmern. Das muß anders werden. Wie stehen wir denn da! Unsere Nachbarn fordern lautstark „City-Manager“, verlangen von den Stadtoberen Parkhäuser, Tiefgaragen, eine neue Weihnachtsbeleuchtung (besser: street-illumination), möglichst alles zum Null-Tarif. Sie wirbeln durch Pressekonferenzen und sind einfach professionell. Das macht uns Großauheimer ganz kleinlaut und verlegen. Wir leben nicht in diesen Dimensionen. - Noch nicht! Aber das soll jetzt anders werden!
Der Gewerbeverein denkt an einen Event-Manager, der den Rochusmarkt 2001 endlich zum gebührenden Mega-Ereignis machen wird. Jemand, der auf der bisher brav-soliden Markt-Substanz einen zweiten Eiffelturm errichtet.Unseren Urenkeln sollen noch die Augen glänzen, wenn vom 25.Rochusmarkt die Rede ist. Doch woher einen solchen Super-Mann, eine solche Top-Frau nehmen? Die wachsen ja nicht auf Bäumen. Und die Früchtchen, die runtergefallen sind, haben sowieso Würmer. Alle Macher sind schon irgendwo am machen. Die erprobten Kräfte der Expo müssen ihre Kräfte regenerieren, die Spitzen-Manager von Telekom und Bahn sind telefonisch schwer zu erreichen, bzw. haben Verspätung. Also muss ein Head-Hunter her, der dem Gewerbeverein den idealen Guru fängt. Natürlich nicht mit einem Zweispalter im Hanauer Anzeiger. Global-Player findet man nur mit connections und einem saftigen Köder. Auch wenn sich der Kassenwart noch so aufbäumt: 80.000 Mark erscheinen da angemessen. Sind ja bloß 40.000 läppische Euro. Ist doch die Sache wert, oder? (plus Spesen, versteht sich). Und dann....Ja, dann wird alles völlig anders! Die Besucherströme werden von Aktion zu Aktion taumeln, das Volk wird beschallt, beworben, animiert und re-animiert. Schluß mit den ruhigen Momenten und dem Einfach-mal-so-auf-der-Bank sitzen. Da muß Power rein und bunte Action! Spaß, Spaß und noch mal Spaß. Auch wenn’s Lachen mal wehtut. Und irgendwie ist einfach alles Super! - Aber irgendwie wäre das dann auch nicht mehr der Großauheimer Rochusmarkt, wie ich alle kennen. Es geht darum, der Bevölkerung die Leistungsfähigkeit und Qualität der Großauheimer Geschäfte und Firmen zu zeigen. Dazu wird ein attraktiver Rahmen geboten, der den Besuchern jedes Jahr Freude macht und sie den Markttermin im Kalender rot anstreichen lässt. Der Rochusmarkt ist ein wichtiger, bunter Stein im Mosaik unserer Stadt, da ist Großauheimer Seele spürbar. Und die lässt sich nicht einfach mit einem Riesen-Etat einkaufen.
Der Rochusmarkt ist ein Fest von und mit Menschen, die genau das wissen. Volksfest inklusive Gewerbeschau – eine ideale Verbindung für alle Beteiligten. Deshalb wird sich auch im Jahr 2001 nichts am Gesamtkonzept des Marktes ändern. „Großauheim (er)lebenswert...“ ist der Slogan des Gewerbevereins. Sein Ziel ist es, diesen Satz das ganze Jahr über mit Leben zu füllen. Und nur darum geht es.
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