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war's christo? - löwin verpackt!

 

06 | 09 | 2010
Weltsensation im Museum Großauheim - Gauls Löwin von Christo verpackt?
Der umstrittene Megakünstler Christo ist dem breiten Publikum spätestens seit der Reichstag-Verhüllung 1995 ein Begriff. Nun scheint der geniale Verpacker ein neues, nicht minder Aufsehen erregendes Projekt anzugehen. Hierzu wurde uns ein einzigartiges Fotodokument zugespielt, das an dieser Stelle weltexklusiv präsentiert wird: Ihre Majestät, die verpackte Löwin (The Wrapped Lioness of Auheim).
Wie es scheint, hat Meister Christo einem anderen Großen der Kunstgeschichte Referenz erwiesen: August Gaul, dem bedeutendsten Tierbildhauers der Moderne, der mit der Großen Löwin ein Meisterwerk schuf.
Nun wurde das edle Tier von Kopf bis Pfote eingepackt - in aller Heimlichkeit und von Publikum und Tierschützern völlig unbemerkt. Im Löwensaal des wunderschönen, völlig neu gestalteten Museums Großauheim fand sich  die Großauheimer Schönheit in Luftpolsterfolie gewickelt und stramm mit Klebeband verzurrt. Wahrlich ein echter Christo - so kennt man ihn.
Und schon beginnen die Diskussionen: Ist die gewickelte Löwin nun eine kulturelle Frevelei, eine schändliche Provokation? Oder ein genialer künstlerischer Akt? - Darüber mögen sich die Kapazitäten streiten.
Die Löwin selbst trägt es mit Fassung. Die gutmütige Dame hat in ihrem Leben weit Schlimmeres erlebt.
In früheren Jahren stand sie in freier Wildbahn auf dem Großauheimer Rochusplatz und witterte wachsam Richtung Hanau. 1974, in den Zeiten der Wende, war sie das Symbol des Auheimer Widerstands gegen die Eingemeindung. Danach bezog sie im Großauheimer Museum ein trockenes Plätzchen und schien dort ihren Ruhesitz gefunden zu haben. Doch während der jahrelangen Umbauphasen im Zuge der Neukonzeption des Museums durchlebte die Gaul'sche Löwin erneut aufregende Momente. Hanauer Kulturträger planten, die Auheimer Großkatze im Schloß Philippsruhe auf Ewig an den dortigen Sockel zu schrauben. Einige Scharmützel wurden ausgetragen, dann war auch das nur eine weitere Posse der Ortsgeschichte.
Nach Jahren des Exils ist die Löwin nun endlich wieder zu Hause. Und ihr Heim kann sich sehen lassen!
Das wieder eröffnete Museum Großauheim ist ein echtes Schmuckstück geworden und wahrlich einer Löwenkönigin würdig. Dies gilt natürlich auch für alle anderen Werke von August Gaul, die hier trefflich präsentiert werden.
Ein weiterer Großauheimer Künstler hat im ersten Stock des Museums eigene Räume bezogen: die gelungene Präsentation des vielfältigen Werks von August Peukert schärft den Blick "alter Auheimer" auf das Schaffen des eingeborenen Künstlers sicherlich wieder neu.
Große Freude also überall. Möge unsere Hanauer Museumsmacher nicht der Mut, der Schwung und das Geld verlassen, um auch den zweiten Bauabschnitt mit Bravour umzusetzen. Wir sind da frohen Mutes. Denn ein entschlossener Oberbürgermeister, der vehement den Hanauer Kulturetat gegen Knipser, Knurrer  und Knauser verteidigt, macht Hoffnung, daß das klappt. Nun, im nächsten Jahr sprechen wir uns wieder.
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